EBRU

HR2neu Rezeptor Positiv 
x Chemoeinheiten
x Bestrahlungseinheiten
1 Mastektomie

Hast Du offen über Deine Erkrankung ­kommuniziert?

Ja, ich bin mit der Erkrankung sehr, sehr offen umgegangen, weil ich auch wirklich alle wachrütteln wollte, besonders die jungen Frauen. Darum habe ich auch immer wieder alles erzählt. Erst hatten sie Angst, mich überhaupt darauf anzusprechen. Dann aber habe ich selber angefangen zu sprechen. Ich wollte einfach zeigen – auch zu der Zeit damals – dass auch junge Frauen sehr aggressiven Brustkrebs bekommen können. Ich wollte kein Mitleid oder irgendwie Hilfe. Immer, wenn ich meinen Job nicht machen konnte, bin ich zu meinem Chef gegangen und habe gesagt: »Ich kann gerade nicht mehr und gehe nach Hause. Wenn ich wieder da bin, arbeite ich die Stunden nach.«

Was hast Du für eine Krebsart?

Mein Krebs ist ein Hormonrezeptor positiv Brustkrebs. Sehr aggressiv, weil ich ihn in jungen Jahren bekommen habe, deswegen streut er eher schneller. Wenn man jung ist, sind die Zellen schneller aktiv. Damals war es halt so, dass man gesagt hat, in dem Alter hat man keinen Brustkrebs. Deshalb hatder Frauenarzt keine Mammografie gemacht sondern direkt gesagt, dass es nur eine Entzündung ist. Ich habe Tinkturen und alles bekommen. Ich habe weiter gearbeitet und das ein paar Jahre, Man hat mir immer wieder Rezepte gegeben, aber der Knoten wurde immer größer. 
Ich habe meinen Frauenarzt dann zweimal wechseln müssen, bis der Knoten als Brustkrebs erkannt wurde. Dann war Holland in Not, weil der Tumor schon 10 cm groß war.

Fashion hilft, oder?

Typfrage. Ich war aber immer schon so. Egal, ob ich lange Haare, kurze Haare, glatte Haare hatte. Ich hatte mehr Glatze, als ich Haare hatte, weil ich ja neun Jahre mit der Chemo zugange bin. Aber Mode, dass hilft mir einfach, mich immer noch attraktiv und als Frau zu sehen. Ich kann damit viel verbergen – oder mich einigeln, einfach auch wenn ich mit keinem sprechen möchte. Make-up ist das Beste, was es für Frauen gibt, gerade auch in dieser Situation. Denn Du kannst einfach vieles ein wenig reduzieren, nicht sichtbar machen. Man muss sich nicht wie ein Papagei anpinseln. Darum geht’s nicht, aber alles zusammen, die Möglichkeiten die wir haben, zum Glück heutzutage, können in solchen Situationen helfen.

»MEINEN STIL KONNTEST DU MIR NICHT NEHMEN. Fashion helps.«

Wie war Deine Einstellung zum Krebs?

Ich finde, Medizin ist eine Sache. Klar braucht man das! Aber deine Einstellung ist noch noch viel wichtiger, wie ich finde. Wenn du aufgibst, wenn du nur noch zu Hause liegst und dich auch nicht mehr schminkst, dich nicht mehr fertig machst oder ein Gläschen Wein trinken gehst – einfach diese positiven Dinge, auch, wenn es nur Kleinigkeiten sind – wenn Du das nicht mehr machst, dann wirst Du es auch nicht schaffen.

Wenn ich Krebs wäre, was würdest Du mir sagen?

Ich sage immer, der Krebs ist mein Untermieter. Der nicht gewollte Untermieter. Ja, der soll verschwinden. Aber manche Krebsarten sind einfach sehr hartnäckig und wollen nicht ausziehen. Aber ich bleibe dran. Ich gebe nicht auf.

Interview:
Marjorieth Sanmartin